Tuesday, April 19, 2005

leere

wir verabreden uns. spontan. das kam in den letzten zwei jahren noch nie vor. da brauchte es immer eine bis anderthalb wochen vorplanungszeit und einen dicken vermerk im terminkalender. jetzt funktioniert es. ein anruf, "hast du zeit?", er kommt um zwei.
vor anderthalb wochen habe ich mir noch das hirn zermatert, warum das mit uns nicht geklappt hat und ich bin zu dem ergebnis gekommen, dass wir uns nie kennengelernt haben. dazu hatten wir auch keinen grund und so wie es aussieht auch keine lust. wenn das gespräch irgendwann zuende war, sind wir miteinander ins bett gegangen. zumindest die sprache konnten wir beide fließend.
und jetzt sitzen wir im kakao in der dunckerstraße und es gibt nicht viel zu sagen. und ich merke, dass ich ihn nicht kennenlernen kann, weil ich ihm außerhalb des bettes überhaupt nicht gewachsen bin. unsere interessen sind viel zu verschieden, als dass ein gespräch über mehrere stunden geschweige denn 30 Minuten aufrecht erhalten werden könnte. seine mittlerweile ex ist 31 und internistin. ich bin 24 und gar nichts. ich kommentiere wenig bis gar nichts. ich habe wenig bis keine ahnung von dem, was er sagt. es würde in 100 jahren nicht mit uns funktionieren. ich mag bier, er trinkt wein. ich mag fußball, er findet fußball blöd. religion und kirche sind mir weitesgehend egal, er kann sich fürchterlich darüber aufregen. die illusion, dass irgendwann doch noch mal das traumpaar aus uns werden könnte, ist endgültig kaputt. wie meine lieblingshose, die ich zur rettung nochmal der thailändischen schneiderin gebracht habe. aber wenn ich ehrlich bin weiß ich, dass ich sie spätestens nach diesem sommer wohl werde wegschmeißen können.
ich habe das alles schon im letzten jahr gewusst. wir hatten immer schon mehr zu beschlafen als zu bereden. und trotzdem bleibt eine leere in mir zurück. ich bin traurig, weil er es nicht ist. weil er nicht derjenige ist, der mein schon allein schönes leben durch sich und die zweisamkeit mit mir noch schöner machen kann.
und jetzt geht das suchen wieder von vorn los.

Sunday, April 17, 2005

falsche eindrücke

ich sitze mit josh im seeblick. die sonne scheint und wir sitzen draußen. am tisch schräg hinter uns sitzt ein mann mit hund. er scheint mitte 40, anfang 50 zu sein, trägt eine graue mütze und einen grauen mantel, dazu sonnenbrille. gepflegt sieht er aus, aber er trinkt bier mittags um zwei. dazu klingelt sein handy ständig und er redet in einer unangemessenen lautstärke. offensichtlich ist er engländer.
josh und ich reden über baseball und american football und zum ersten mal in meinem leben kann mir jemand die regeln von diesen spielen erklären. ich bin fasziniert und möchte am liebsten sofort ein spiel besuchen.
josh geht aufs klo. der mann vom tisch folgt ihm. beide kehren zusammen zurück. mein grinsendens "ah, did you make friends?" kommentiert josh nur mit rollenden augen und einem seufzer. später erzählt er mir was vorgefallen war.
am pinkelbecken gesellt sich der typ zu ihm und sagt etwas wie, er wolle ja nicht aufdringlich sein, aber er hätte uns zugehört und wolle nun wissen, ob josh amerikaner sei, was dieser bejaht. dann will er wissen, woher josh komme (nebraska) und fügt an, er sei auch amerikaner, allerdings sei er in dublin geboren, habe aber 15 jahre in los angeles gelebt. so weit, so nicht wissenswert. dann aber sagt er, er hätte uns und vor allem mich beobachtet und er hätte ganz genau bemerkt, dass ich sehr auf josh abfahren würde und er doch endlich mal das sportthema abschließen solle, sonst würde das nichts werden, schließlich langweilte ich mich nur und hörte nur zu, um ihn zu beeindrucken. er kenne diese "german girls" die total auf die american boys abfahren und sie beeindrucken wollen. und dann sagt er noch, josh sollte etwas langsamer sprechen, denn ich würde nicht alles verstehen, das hätte er sofort bemerkt. "you know, they pretend they understand 100% of what you say but in reality they only get 70%."
in mein verhalten wurde schon viel hinein interpretiert, aber so verschätzt hat sich selten jemand. denn ich interessiere mich wirklich für sport und josh ist schwul.

Sunday, April 10, 2005

kompensation

berlin’s the place to be. dachte ich und packte februar 2000 meine koffer. seitdem kompensiere ich menschen mit menschen. SSO mit OKO. OKO mit DKL. DKL wurde zu den akten gelegt. später aber doch kompensiert mit HKL. HKL mit CRI, dem ami. und dieser wiederum mit HKL. und zwischendurch HKL erst mit MSE und dann kurzzeitig mit GED. und dann war august 2004 und es war schluss. und es war aber auch schluss mit kompensieren. es war nichts da. und deswegen war es auch so schrecklich. so schrecklich, dass man beim kaffeekochen das heulen anfängt und so schlimm, dass man nachts aufwacht und ein gedanke den nächsten jagt und sich alles immer nur um den selben scheißdreck dreht und man nicht in der lage ist, für eine sekunde sein hirn auszuschalten. es hätte mir eine lehre sein sollen.
es ist april 2005. ich bin immer noch in berlin, denn ich bin noch immer überzeugt, dass berlin the place to be ist. für mich zumindest. mit BFU ging es daneben, aber ich habe wenigstens wieder von null angefangen. von angesicht zu angesicht, ohne verdammtes überschreiben schlechter erfahrungen. ganz neu. wie ein neues heft im neuen schuljahr. sauber, ordentlich. mit weißen unbeschriebenen seiten. es sollte gut werden. und dann kam plötzlich HKL zurück, schüttete tinte über mein heft und versprach aber sofort, es wieder in ordnung zu bringen. HKL hat noch niemals etwas in ordnung gebracht, jedenfalls nicht in meinem leben, das hinterlässt schon eine gewisse verwunderung, wenn nicht sogar verzückung bei mir. aber im grunde ist es der gleiche mist wie vorher auch schon, es kommt mir gelegen, weil ich ein neues heft brauche, weil BFU mir eselsohren hineingemacht hat. die waren nicht schön, aber es wäre egal gewesen. jetzt krieg ich ein neues heft und weiß gar nicht, ob ich nicht vielleicht lieber das alte behalten würde. HKL vertreibt den vorgänger. ich vertreibe den vorgänger mit HKL. und wünsche mir gleichzeitig, dass BFU den ollen HKL vertreiben würde. die katze beißt sich in den schwanz.
so geht es offensichtlich nicht.
i feel numb.

Saturday, April 09, 2005

josh

endlich. fast zwei jahre ist es her, seit ich ihn zum ersten mal sah. und aber auch zum letzten mal. es ist ein weiter weg von nebraska / usa über irgendwo in frankreich zurück nach berlin. fast 24 monate hat es gedauert, bis er heute um achtuhrdrei endlich wieder seine füße auf berliner boden stellte. am zoo schnorrt ihn eine alte, grell geschminkte frau gleich mal um eine zigarette an. det ist berlin. "in frankreich kosten die zigaretten fünf euro."
ein showevent erwartet uns an der gedächtniskirche. dort findet die trauerfeier für harald juhnke statt. polizei und presse und bühnenarbeiter sind schon mit dem aufbau beschäftigt. gut, dass er so früh ankommt. zwei stunden später wäre am tauentzien und rundherum wohl die hölle los gewesen.
es ist sonnabend und um halb neun sind die straßen noch frei. wir fahren in rekordzeit zurück in den prenzlauer berg. am potsdamer platz klettert die sonne höher an den himmel und ich hampele hinter meinem sonnenschutz im auto herum, weil meine sonnenbrille zu hause auf der kommode liegt. wir fahren zu meikel und trinken kaffee. ich trinke dreieinhalb große tassen. heute früh schon einen coffee to go, weil es erst siebenuhrfünfzehn war. zu viel koffein bewirkt das gegenteil, wie ich feststellen muss. gut, dass er auch deutsch kann. mein feines englisch goes down the drain.
josh ist da.

Tuesday, April 05, 2005

kleine sexy frau

vor einem dreiviertel jahr. getrennt, geheult, verarbeitet, überwunden. funkstille. kontaktversuche. verpasst. abgesagt. totgeglaubt. auferstanden. alles anders. alles gleich. wie ein kleines schmuckkästchen, das man wiederfindet und von dem erst der staub abgewischt werden muss und man muss ein wenig husten und es kitzelt in der nase. so war das. schön. sehr schön. und es war, als lägen keine neun monate dazwischen. es war nicht einmal, als wären wir überhaupt getrennt gewesen. und dabei ist so viel passiert.
vergessen habe ich, vielleicht verdrängt. die augen. und die nase. die stimme. das muttermal. ich hatte vergessen, wirklich, wie sexy ich es fand. ich hatte sogar vergessen, dass es existiert. und jetzt gibt es das alles wieder in meinem kopf.
hineingefallen in den honigtopf. in die falle gelockt. "du musst auch mal sehen, dass du echt verdammt sexy bist." ich wäre rot geworden, wenn ich gekonnt hätte. ich war klein auf dem stuhl, noch kleiner als eh schon und wohin nur mit den füßen? ich hätte mir den ellenbogen anhauen sollen, oder das schienbein, um bloß schnell von diesem thema weg zu kommen. doch nur lachen. strahlen. aus den augen, dem mund und von innen. alles hat gestrahlt. ich sah so schön aus, er hat schon recht.
die letzten monate wollte ich um menschen herumfassen, war fasziniert davon, wenn sich meine hände bei einer umarmung auf dem rücken des geliebten oder begehrten berührt haben. und wie mit den vergessenen augen und der stimme kommt auch die wärme wieder die sich in mir ausbreitet, wenn er mich umfasst als sei ich dünn wie ein besenstiel und festhält. nichts ist vergraben. das gefühl ist nicht weg. allein die tragik ist geblieben. sie hätte gern verschwinden können.
ich hinterlasse jede menge glitzerstaub auf seinem hemd und in seiner wohnung, auf dem tisch, dem boden. im bad und auf der treppe. und ein bisschen wird vielleicht von seinem balkon zum olympiastadion herüber geweht werden.

about b & u

are you having regrets about last night
i'm not but i like rivers that rush in
so then i dove in
is there trouble ahead for you the acrobat
i won't push you unless you have a net
you say the word you know i will find you
or if you need some time i don't mind
i don't hold on to the tail of your kite
i'm not like the girls that you've known
but i believe i'm worth coming home to
kiss away night

tori amos – sleeps with butterflies

recht hatte sie. aber gebracht hat es nichts.

Sunday, April 03, 2005

ständig verfügbar

ich erwecke den eindruck, ich sei jederzeit verfügbar. das wurde mir gesagt. und da machte es ziemlich doll "autsch" in der magengegend. nur weil ich menschen nicht nach der zeit bewerte die ich sie kenne oder zu kennen glaube? weil ich, wenn ich erst einmal jemanden mag, dies bedingungslos tue? weil ich keine fragen stelle? weil ich einfach da bin? ich dachte, das sei etwas gutes. in wirklichkeit bin ich nicht schwer genug zu haben. warum auch? warum denn spielchen spielen und so tun als ob, nur damit der jagdinstinkt des gegenübers befriedigt wird. das finde ich blöd. da mach ich nicht. da spiel ich nicht mit. und wenn der eindruck verfügbar zu sein der preis ist, den ich für diese weigerung zahlen muss, dann werde ich das tun. gemocht werde ich ja trotzdem. nur nicht geliebt.