Friday, June 17, 2005

münchen

alles anders als geplant wollte ich erstens schon während meiner münchenzeit bloggen, was aber selbstverständlich nicht geklappt hat und bin zweitens schon jetzt und nicht erst am sonntag oder montag zurück in berlin. deswegen gibt es hier jetzt den kompletten bericht von meiner münchenreise.

FREITAG: die fahrt läuft gut. bis auf die baustellen auf der A9, die mich zwingen mein mit durchschnittlich 145km/h eh nicht allzu hohes durchnittstempo auf 80 oder 60 zu drosseln, sind auch bemerkenswert wenige arschlöcher unterwegs, die zu schnell zu dicht auffahren und lustige aufblend-blinker-links-spielchen mit mir spielen. kurz vor münchen wird meine route geändert und ich fahre nicht wie geplant zu franziska, sondern zu ihrer schwester. die wohnt mitten in münchen, direkt an der münchner freiheit und für einen kurzen moment möchte ich das gerade heute nicht tun. münchen ist schrecklich klein und die straßen sind dementsprechend eng. münchner autofahrer haben, ganz anders als die berliner, die ruhe weg. sowohl beim anfahren an der ampel, als aber auch beim bremsen wenn es mal brenzlig wird. aber die aussicht endlich anzukommen und einen kaffee o.ä. zu bekommen lässt mich zusagen.
zuvor werde ich allerdings zu einem unfreiwilligen stopp gezwungen. meine tankanzeige fängt auf der autobahn an zu blinken, ich fahre nur noch auf reserve. da ich für experimente á la olli und tobi „wie weit komme ich mit einer tankfüllung bis ich stehenbleibe“ nicht in stimmung bin und ich mir auch ziemlich blöd vorkommen würde dem abschleppmann zu erklären, dass ich nur nicht rechtzeitig zugetankt habe, wähle ich irgendeine ausfahrt und hoffe darauf, dass mein auto bis zur nächsten tankstelle durchhält.
dachauer straße. vor mir genau drei fahrschulwagen. und eine blinkende tankanzeige auf dem display. natürlich hilft es rein gar nichts, wenn man dem auto gut zuredet, doch genau das tue ich. und schaffe es zu einer tanke, die offensichtlich zu den billigeren in münchen gehört. der sprit kostet 1,18 und ich tanke vorsichtshalber voll. wer weiß, wie oft ich mich auf dem weg zu franziskas schwester noch verfahren werde.
erstaunlicherweise verfahre ich mich gar nicht. der stadtplan stimmt mit den straßennamen überein und auch die aussagen des tankwarts stimmen. leider komme ich noch immer nicht mit der hausnummernzählweise in münchen klar. gerade zahlen aufwärts auf der einen straßenseite, ungerade zahlen abwärts auf der anderen. gerade als ich denke ich bin da und das auto in einer seitenstraße (genau vor RTL übrigens) abstelle, fällt mir das auf.
letztlich finde ich natürlich das haus, schleppe mich drei stockwerke hoch und bekomme endlich was zu essen. ich lerne franziskas vater und ihren bruder kennen, muss mich gegen die ärgerversuche ihres schwagers durchsetzen und bin angekommen.
trotz elender müdigkeit sitzen franziska und ich später noch bis ein uhr am tisch und trinken bier. ich bin da.

SONNABEND: wir sind zum frühstück bei franziskas schwester eingeladen. ein weißwurstfrühstück. sowas hatte ich noch nie. meine befürchtung ist, dass ich das gar nicht essen kann, weil ich doch keinen senf mag. ich stelle aber sehr schnell fest, dass die weißwürscht auch ohne senf gut schmecken und lerne, dass man die pelle nicht mitessen kann. seit heute habe ich bei franziskas schwester den „preußen-bonus“ und das soll durchaus positiv gemeint sein.
ein paar stunden später sitze ich posh und cool beim schwager im porsche (ich muss es einfach schreiben!!) und wir fahren in die metro. dort bin ich völlig überwältigt und muss aufpassen, dass ich schritt halte, denn er fegt mit einem affenzahn durch die gänge. wir kaufen fast fünf kilo deutschen jungbullen, den ich zum auto transportiere. nachmittags steht ein grillfest bei franziskas mama in giesing an. dafür brauchen wir das viele tote tier.
schwager übernimmt die vorbereitung und das grillen und nach viel bier, viel fleisch und espresso sind wir satt und zufrieden. gegen halb sieben fahren wir zurück in die innenstadt, und mit den öffentlichen machen franziska, ihr bruder und ich uns auf den weg zu franziskas wohnung. wir sind irgendwie zu einer party eingeladen, deren sinn ich noch nicht umrissen habe und das mit der gästeliste schon gleich gar nicht. während des umziehens schütte ich einfach noch weiter bier drauf und alles was ich mir merke ist, dass ich im zweifelsfall steffi heiße. es gibt aber keinen zweifelsfall, wir kommen alle problemlos rein. zehn euro eintritt, freigetränke bis ein uhr.

der partyraum ist ein einfaches, kleines café, das zu diesem zweck wohl etwas ausgeräumt wurde. schon gegen zehn ist es dort sehr voll und eng und mein erster gedanke ist „aha, also hier bleiben wir ein, zwei stunden, bis wir den eintritt raus haben und dann gehen wir wieder.“ erst einmal stellung am klo bezogen, wo stufen sind und wir den raum besser überblicken können, ändert sich meine meinung. alle leute müssen an uns vorbei wenn sie zum klo wollen und wir checken die jungs ab. für münchen gefällt mir das alles ziemlich gut. ich hatte es mir noch mitte-schicker, noch arroganter als manches berliner etablissement und noch ätzender als jedes sonstige vorurteil über münchen vorgestellt, doch ich liege falsch.
der erste dj ist offensichtlich deutsch hiphop fan und ganz offensichtlich hat er noch fettes brot-poster über dem bett hängen. jedes zweite lied ist von den broten, was zwar zum mitsingen und –hüpfen animiert, aber keinen spaß macht, wenn die cd springt. und das tut sie. so wird „türlich, türlich (sicher dicker)“ von der tobi und das bo zu einem zehn minuten stück, weil er es bis zum bitteren ende durchlaufen lässt, anstatt der peinlichkeit ein ende zu bereiten und einfach langsam die lautstärke runterzuregeln. glücklicherweise steigert sich die qualität der plattenreiter, sodass später nur noch wenig anlass zum meckern geboten wird. den höhepunkt erreicht der abend als fred, der freund von steffi, die wiederum eine freundin von franziska ist, auflegt. bis dahin haben wir schon ordentlich draufgegossen und uns keine pause gegönnt. wieso auch? wir haben ja urlaub.
freds set ist zu ende. meine stimmung und auch die von franziska geht mit einem schlag in den keller. wir befinden uns plötzlich auf einer achtziger jahre party. von „shout“ über „tainted love“ und „true blue“ sind alle scheußlichkeiten dabei, die ich hoffte, so bald nicht wieder hören zu müssen. leider ist das publikum bis auf wenige ausnahmen, die allesamt zu mir gehören, so betrunken, dass sie weder die schlechte musik noch die wieder springenden cds stören.
ich bin mit einem schlag nüchtern, schaue mir das ganze noch eine weile an (auch weil franziska sich einen kleinen jungen genommen hatte und sich mit ihm vergnügt) und beschließe irgendwann, dass ich nach hause will.
mittlerweile regnet es bindfäden und wir winken uns ein taxi. münchner taxifahrer sind nett, netter als die berliner manchmal sind, stelle ich fest.
um drei uhr sind wir im bett. was ein tag.

SONNTAG: wir schlafen tatsächlich bis halb eins. dann macht sich franziska unsterblich (für mich) und holt brötchen und croissants. wir bleiben den ganzen tag im bett und ich nötige sie erst dazu das finale der gerry weber open zwischen schnuckel eins roger federer (sui) und schnuckel zwei marat safin (rus) zu schauen. das spiel geht zwei stunden über drei sätze. und franziska hält durch. dann sehe ich mir radrennen an. ich finde radsport ätzend, aber wenn gar nichts im fernsehen kommt (und sonntag kommt nie was im fernsehen), dann schaue ich sport. egal was. von mir aus auch springreiten. und abends sehen wir – tatsache – den kompletten großen preis von australien. formel eins. mit vorberichterstattung, start, stopps, ausfällen, zielankunft und siegerehrung. nebenbei essen wir bestelltes chinesisches essen.
bislang vermeiden wir es gut, das bett zu verlassen. deswegen sind wir um acht auch schon wieder müde. und weil das ja an absurdität nicht zu überbieten ist, macht sich franziska zum zweiten mal heute unsterblich und fährt zur tanke, um bier zu kaufen.
um halb elf erriechen auch wir die gewohnte bettschwere und schlafen ein.

MONTAG: monday is shopping day! wir durchkämmen zahllose geschäfte nach einer jacke für mich, die es aber scheinbar nicht gibt und schon gar nicht im sommer. am marienplatz trinken wir kaffee im „glockenspielcafé“. das ist in einem haus gegenüber vom rathaus im fünften stock und bietet einen fantastischen blick auf den marienplatz und das darauf herrschende treiben.
später besorgen wir franziska noch zwei geile paar schuhe für rund 30 euro und fahren nach hause. wir kaufen eine kiste bier, um das leidige problem aus der welt zu schaffen, dass kein alkohol im haus ist, und fahren später steffi besuchen, die im café KARO arbeitet. dort stößt später laura, eine weitere freundin von franziska, zu uns und gegen 22 uhr machen wir uns auf den weg nach schwabing, um in der „schwabinger 7“ noch einen absacker zu nehmen. fred und steffi gesellen sich auch noch dazu und es wird ein wirklich feucht-fröhlicher abend mit löwenbräu.
im bus essen wir die spargel-quiche, die wir von steffis chefin geschenkt bekommen haben. in münchen muss man ab 20 uhr gar nicht den fahrschein vorzeigen, man steigt einfach in den bus. wie entspannt für münchen. das hätte ich nicht gedacht. da ist die hauptstadt schon strenger.

DIENSTAG: tuesday should have been shopping day! aber franziska hat fieber und halsschmerzen. als sie vom arzt wiederkommt nimmt das ganze auch konkrete formen an: eitrige angina, ansteckend. wunderschön!
seit zwei monaten freuen franziska und ich uns darauf, dass wir uns im juni wiedersehen und was wir alles machen werden – und jetzt das. münchen ist ein schlechtes omen für mich, glaube ich.
ich fahre allein zum marienplatz, stöbere in diversen geschäften am sendlinger tor, kaufe ein paar mitbringsel ein und fahre zurück. zu franziska. für die nacht quartieren wir sie zu ihrer mama aus, wenn es morgen nicht besser ist, fahre ich zurück nach berlin. hat ja keinen zweck.
abends wütet eins der heftigsten gewitter, das ich jemals sah und hörte. ich habe das gefühl die welt muss untergehen und die blitze, die unter dem roten vorhang aufleuchten, machen mir ein bisschen angst. es wird erst besser, als ich die angekippte tür schließe. gewitter... das war doch noch was in charlottenburg...

MITTWOCH: franziskas fieber ist weg aber jetzt sind auch noch die mandeln dick. ich hole sie aus giesig ab und wir fahren nochmal zum arzt. der verschreibt ihr penicillin und verordnet dazu noch bettruhe. ich packe meine koffer und fahre schweren herzens nach berlin. wir haben nicht einmal die hälfte von dem geschafft, was wir alles machen wollten. und ju habe ich auch nicht getroffen.
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abends hat mich berlin voll und ganz wieder aufgesogen. ich dusche in rekordzeit und fange mir erst was zu essen und dann ein taxi zum zionskirchplatz, wo ich mit m&g das spiel deutschland – australien anschaue. ju ruft an. er kommt zur funkausstellung im spetember. wenigstens das. und deutschland gewinnt mit 4:3.

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