Monday, May 14, 2007

joe jackson@elserhalle - may 9th

am vergangenen mittwoch gingen martin und ich zu einem konzert eines unserer liebsten musiker - joe jackson. mit unterstützung an bass und schlagzeug kam der geborene brite nach münchen gereist und verbreitete durch seine lockere art wunderbare stimmung. es gibt wenig konzerte an die ich mich erinnere, bei denen ich so sehr und so viel gelacht habe. beispielsweise, als herr jackson minutenlang in einer art textbuch ("ich kann mich nicht mehr an alle lyrics erinnern") herumblätterte und zwiesprache mit dem publikum hielt, was er denn als nächstes spielen solle. selbstverständlich spielte er nichts von dem, was die leute so hereinriefen, aber das war auch gut so. ist ja schließlich sein konzert. und dass jemand vor dem vorletzten song rief "please, joe, one more song, please!" spricht auch eigentlich für sich. denn es war richtig klasse und wieder mal viel zu schnell vorbei.

eine meinung, die abendzeitung-redakteur christoph gröner offensichtlich nicht teilt. in seiner...erm...konzertkritik durfte man am 11. mai folgendes lesen:

er blättert, dabei sollte er spielen. joe jackson hat in der elserhalle ein anti-popkonzert gegeben, zumindest, wenn man die üblichen maßstäbe an solche veranstaltungen anlegt: ein dichtes bühnenprogramm etwa, oder den willen, das publikum mitzureißen. stattdessen wühlt joe jackson im papierstapel auf seinem klavier, sucht nach liedtexten ("ich kann die manchmal nicht auswendig") oder einfach nach der nächsten eingebung. unsympathisch wirkt er nicht dabei: ein zwischenrufer vermutet in jacksons teetasse auf dem klavier hochprozentiges, der sänger verneint sofort. der warme tee sei gut für die stimmbänder, doziert er trocken: "da sitzt bestimmt jemand im publikum, den interessiert das." der mittlerweile 52-jährige brite hat sich lässigen humor bewahrt, genau wie die marotte, wünsche seiner hörer schlicht zu ignorieren. aber auch ein pop-grenzgänger mit divenallüren muss sich fragen lasssen: wieso war der abend oft so energielos, so fahrig? ganz am anfang arbeitet sich jackson schon mit seinen mitstreitern graham maby (bass) und dave houghton (drums) an seinem größten hit ab. "stepping out", diese ohrwurmige nachtfalkenhymne, macht er mit verschlepptem einsatz kaputt, als ob er die vergangenheit ruhen lassen wollte. die zukunft herrscht vor: die ballade "drunk song", aber auch treibende rhythmen von "uptown train" sind darunter, die im nächsten jahr auf cd sollen. wenn er will, lässt jackson dabei seine perlenden pianoläufe hören und bringt die zuschauer zum tanzen. aber dann blättert er wieder und man wähnt sich im versuchslabor.

dazu sage ich nur: was für ein scheiß. herr gröner erzählt leider nur halbe geschichten und hat während des konzertes vermutlich schon seinen text im kopf schreiben müssen. dabei hatte er doch den ganzen donnerstag für seine 78 zeilen á knapp 25 anschläge zeit.
ich hätte den mist auch gar nicht gelesen, hätte die az am wochenende nicht für umme im treppenhaus gelegen. aber der gemeine az-leser weiß vermutlich sowieso nicht, wer joe jackson ist und was er seit jahrzehnten für schicke musik macht.

bleibt nur noch eine frage: warum schicken sie überhaupt einen redakteur zum konzert?

der joe

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